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Grußwort des Ersten Bürgermeisters zum Jahreswechsel 2023/2024

Grußwort des Ersten Bürgermeisters Steffen Malzer zum Jahreswechsel 2023/2024

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

laut Mythos wurde in der Antike der Überbringer schlechter Nachrichten hart bestraft. Heute allerdings erleben wir in unserer mediendominierten Gesellschaft eher das krasse Gegenteil. Den Warnern wird aus meiner Sicht unkritisch zu viel Applaus gespendet und eine zu hohe Aufmerksamkeit geschenkt. Regelmäßig weisen sie im Netz und über andere Kanäle auf schlimmste katastrophale Entwicklungen hin. Das unentwegte Warnen vor dem Unheilvollsten halte ich persönlich für kontraproduktiv.

Wir möchten in Ostheim, Urspringen und Oberwaldbehrungen einen anderen Weg beschreiten. Als Gestalter vor Ort möchte ich Optimismus verbreiten und damit Energien für sinnvolle und notwendige Projekte freisetzen, und das hoffentlich mit Ihrer Unterstützung und Ihrer konstruktiven Teilnahme. Wenn wir auf die Liste der Vorhaben schauen, die wir im Jahr 2023 gestartet, weitergeführt oder vollendet haben, erfüllt mich das mit großem Stolz.

Natürlich kann ich nicht leugnen: Die vergangenen Jahre waren stark von der Corona-Pandemie geprägt, und die Nachwirkungen beschäftigen uns noch heute. Und inzwischen sind zahlreiche neue Krisen dazugekommen. Das Jahr 2023 hat uns auf vielen Ebenen herausgefordert: Krieg in der Ukraine, steigende Energiekosten oder erhöhte Zinsen für Kredite. Auch die Baukosten werden wohl weiter nach oben klettern. Die Babyboomer gehen in Scharen in Rente, und das hat gravierende Auswirkungen. Es fehlen vor allem Pflegekräfte und Erziehungspersonal.

Für alle diese Herausforderungen haben wir in Ostheim, Urspringen und Oberwaldbehrungen gezielte Maßnahmenbündel geschnürt und diese Schritt für Schritt 2023 umgesetzt. Im Energiebereich setzen wir, wo es geht, LED-Lampen ein. Der Ausbau des Nahwärmenetzes in der Altstadt ist die richtige Entscheidung gewesen. Die Entscheidung zum Ausbau wurde bereits im November 2021 getroffen. Nach den Entwicklungen auf Bundesebene zur kommunalen Wärmeplanung und den Auswirkungen des Gebäudeenergiegesetzes sieht man, dass die Entscheidung absolut korrekt war. Mit diesem Ausbau des Wärmenetzes werden alle städtischen Gebäude mit Wärme versorgt, somit sind wir fast klimaneutral was die städtischen Gebäude angeht. In Ober- und Unterwaldbehrungen haben sich die Bürger selbst auf den Weg gemacht und eine Genossenschaft gegründet, die sich um die Wärmeversorgung in beiden Ortschaften kümmert. In Oberwaldbehrungen hat sich eine Anschlussquote von 85 % ergeben, auch hier ist die Stadt mit ihren Liegenschaften dabei.

Durch Inflation und Zinssteigerung ist der private Bausektor praktisch zum Erliegen gekommen, der gewerbliche Wohnungsbau ist momentan unwirtschaftlich. Diese Situation hemmt gerade unsere Innenentwicklung. Investoren sind momentan sehr zurückhaltend und warten ab, wie sich die Situation entwickelt.

Unsere Geschäftswelt in der Marktstraße verändert sich, das spüren wir schon lange. Bereits im Jahr 2018 im Rahmen des ISEK wurde die Entwicklung deutlich. Geschäftsinhaber finden keine Nachfolger und der Internethandel verschlechtert die wirtschaftliche Situation. Die Corona-Pandemie hat bei dieser Entwicklung als Brandbeschleuniger gewirkt. Doch es ist nicht die Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken und in Erinnerungen an das Vergangene zu versinken. Nein, richten wir den Blick nach vorne. Sehen wir die positiven Entwicklungen unserer Stadt. Investoren von außerhalb haben durchaus Interesse an Ostheimer Unternehmen. So wurden zwei Traditionsunternehmen, Fa. Manns und Streck-Bräu, von Inverstoren übernommen. Es gibt bereits Überlegungen in den Standort Ostheim zu investieren, darauf bin nicht nur ich gespannt. Neue Geschäfte eröffnen in Ostheim: Rhönfuchs, Rhönwild, Tinos-Dance-World, Langzeitoptik, Vielerlei und Glücklich gesellen sich zu den vorhandenen Geschäften, das stimmt mich optimistisch.

Genauso freue ich mich auf die Sanierung der Gastronomie auf der Lichtenburg. Ein längst überfälliger Schritt, für den sich die Lichtenburggemeinde genauso wie die Stadt Ostheim seit Jahren eingesetzt hat. An dieser Stelle möchte ich auch unserem Stimmkreisabgeordneten Sandro Kirchner danken, ohne dessen Unterstützung dieses Projekt nicht verwirklicht worden wäre.

Bei all dem Positiven: Eine Entwicklung betrachte ich allerdings mit großer Sorge. Wir können nicht die Augen davor verschließen: Umfragen zeigen eine Vertrauenskrise in die Politik von bisher unbekanntem Ausmaß. Leider stoßen auch wir immer häufiger auf Unverständnis und Missmut gegenüber den staatlichen Institutionen. Die Folge ist die Resignation von Bürgerinnen und Bürgern. Hier müssen wir unbedingt mit vertrauensbildenden Maßnahmen gegensteuern. Dazu zählen eine transparente Kommunikation und gute Erreichbarkeit. Mein wöchentlicher Podcast „Ostheim Aktuell“ über aktuelle Themen in Ostheim und die „Ostheim-App“ dienen der transparenten Information der Bürgerinnen und Bürger.

Mir fehlt derzeit die Aufmerksamkeitslenkung auf das Positive. Viele von uns erleben dies im täglichen Umgang mit anderen Menschen und stimmen bisweilen selbst in dieses kollektive Jammern ein. Ob Heizungsgesetz, überbordende Bürokratie oder Flüchtlingskrisen - alles scheint hierfür stets willkommen. Und ich frage mich manchmal, was die Menschen dazu motiviert, an Nichts und Niemandem ein gutes Haar zu lassen. Sie verlieren dabei gleichzeitig den Blick für das, was gut und richtig ist. Ich denke da an unsere gesellschaftlichen Errungenschaften, die es mehr denn je zu würdigen und zu schützen gilt.

Dies erfordert jedoch eine funktionierende und starke Gemeinschaft, die sich auf das Wesentliche konzentriert, anstelle sich in Bagatellen zu verlieren und an solchen aufzureiben. Johann Wolfgang von Goethe hat einmal einen sehr wahren Satz gesagt: „Es fällt ihm (dem Menschen) mehr auf, was ihm fehlt, als das, was er besitzt“. Und wir haben als Gesellschaft sehr viel zu verlieren! Bei allem, was in unserer Gesellschaft verbesserungswürdig ist - sei es die Ungerechtigkeit durch ungleich verteilte Vermögen, die Benachteiligung einzelner gesellschaftlicher Gruppen, Unzulänglichkeiten im Gesundheitswesen, zu wenig Tempo beim Klimaschutz u.v.m. -, dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass sehr viele Menschen auf dieser Welt gerne bei uns in Deutschland leben würden. Auch bei uns in Ostheim, Urspringen und Oberwaldbehrungen haben schon zahlreiche Menschen dankbar eine neue Heimat gefunden.

So manche regen sich jedoch mit Hingabe darüber auf, wenn eine Straße gesperrt wird, ein Amt nicht gleich erreichbar ist, sich Kosten oder Zeitplan bei einem staatlichen Großprojekt nicht wie geplant entwickeln. All dies verstellt den Blick auf das Wesentliche und gefährdet den für die Wahrung unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung so wichtigen Zusammenhalt. Diese Grundordnung ist und bleibt der einzige Garant für unser Leben in Freiheit - das muss einem Jeden in diesem Land klar sein. Um nicht missverstanden zu werden: Nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden könnte, auch bei uns in Ostheim, Urspringen und Oberwaldbehrungen. Auch ich mache nicht immer alles richtig, und auch mir ist Manches zu unübersichtlich, aber gemeinsam haben wir bisher immer einen guten Weg gefunden.

Die Frage, ob wir bei den politischen Themen, die uns bewegen, die richtigen Prioritäten setzen und praktikable Wege finden, beschäftigt mich sehr. Denn zu viele Menschen, ob in Politik, Ministerien, Verwaltungen, aber auch in unserer Gesellschaft, denken nicht an das große Ganze. Sie blicken auf ihre mutmaßliche Wählerklientel beziehungsweise auf die Absicherung der eigenen Belange und Interessen. Am Beispiel Klimaschutz kann man dieses „Silodenken“ gut erkennen: Die Wenigsten werden bestreiten, dass wir wegmüssen von Öl, Gas und Kohle, hin zu Wind- und Solarkraft. Wir müssen mit Vernunft den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben - das hat für den Erhalt unserer Welt, und damit unserer Lebensgrundlagen, zweifellos oberste Priorität.

Ohne unsere ehrenamtlichen Kräfte würde - wie in fast allen Kommunen - Vieles nicht funktionieren oder nicht angeboten werden können. Ihnen allen, sehr verehrte Damen und Herren, gilt mein ganz spezieller Dank! Besonders stolz bin ich auf unser vielfältiges Vereinsleben in Ostheim, Urspringen und Oberwaldbehrungen. Wir blicken auf zahlreiche schöne Erfolge und kreative gemeinnützige Aktionen. Sie alle waren großartig. Ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung. Und mit großer Freude blicke ich den für 2024 geplanten Veranstaltungen entgegen.

Was vom Jahr mit seinen Höhepunkten in unserer Stadt bleibt, ist ein guter Gemeinsinn sowie ein verbindendes Bewusstsein für das Potenzial unserer Stadt. In einer Welt, in der gefühlt immer mehr auf das Individuum, auf die Belange Einzelner geschaut wird, braucht es mehr Gemeinschaft und Zusammenhalt, wie wir es vielfältig im vergangenen Jahr erleben durften. Und es liegt an uns, die Solidarität für unsere Stadt bestmöglich und nachhaltig zu erhalten und zu fördern. So blicke ich optimistisch auf das neue Jahr 2024 und freue mich auf die geplanten Veranstaltungen und Feste genauso wie auf die Fortführung unserer Projekte. Es gibt also viele gute Gründe, nun gemeinsam auf ein inspirierendes, erfolgreiches und gesundes neues Jahr anzustoßen. Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr alles erdenklich Gute. Bleiben wir gemeinsam hoffnungsvoll und zuversichtlich.

Herzliche Grüße

Steffen Malzer
Erster Bürgermeister